los primeros dias…

Seit fast einer Woche bin ich nun schon in Guatemala. Das Gefühl an dem Ort angekommen zu sein, an dem ich nun 6 Monate leben und arbeiten werde, hatte ich jedoch erst heute; meinem ersten Tag im Projekt Los Patojos.

mein reiseziel für die letzte woche meiner reise schon vor augen: new york

mucho gusto... not

mucho gusto... not

Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man ungf. 9500 Kilometer und acht Zeitzonen durchfliegt und dann am anderen Ende der Welt seine Freunde von zuhause zu treffen. So erwarteten mich bei meiner Ankunft in Jocotenango um 23.00 Uhr Ortszeit neun bekannte Gesichter aus Erfurt, die mich direkt mit Rum-Cola versorgten. Verrückt.

Meine Ankunft im Freiwilligenhaus hatte sich zuerst um eine Stunde nach hinten verschoben, da in Guatemala City der Verkehr durch die Feiern zum Dia de independencia am nächsten Tag nahezu lahmgelegt war. In dieser Nacht dienten die Hauptverkehrstraßen als Laufstrecke für junge Guatemalteken, welche mit Fackeln und Fahnen durch die Autoreihen joggen. Die Fackeln aus Holzlatten und aufgeschnittenen Konservendosen in denen russendes Zeugs brennt, symbolisieren das Feuer der Unabhängigkeit von den ehemaligen Kolonialherren aus Spanien, welches die Läufer nach Auskunft meines Taxifahrers Gustavo auch gerne mal ins 40km entfernte Antigua zu Fuß tragen. Begleitet werden sie von mit Menschen beladenen Pick-Ups amerikanischer Fabrikation. Die Crowds auf den Ladeflächen zweier Trucks liefern sich dabei gerne Wasserschlachten quer über die Straße.

Da am nächsten Tag also Nationalfeiertag war, blieb das Projekt geschlossen und wir gingen stattdessen in die nächste Stadt Antigua. Auch dort eine Menge Menschen und dicke Paraden zur Feier des Tages.

jedes collegio kommt mit seiner eigenen kapelle an den start

Es ist Regenzeit in Guatemala aka "Winter"

Antigua ist wohl ein rechter softer Einstieg in den guatemaltekischen Alltag. In einem der Hauptziele des Tourismus gibt man sich spürbar Mühe Ordnung zu halten. So sind die Straßen recht sauber, alte Gebäude renoviert oder wenigstens einigermaßen in Stand gesetzt. Das Straßenbild prägen zudem die zahlreichen Sprachschulen und NGO’s vor Ort und die Mengen an Ausländern, welche sie anziehen. Nahezu jede Kneipe und jedes Cafe wird von einem Europäer oder US-Amerikaner geleitet. Sollte ich mich mal nach einem Stückchen Europa sehnen, werde ich definitiv mal wieder eins der Cafes dort aufsuchen.

Am nächsten Tag packten wir unsere Sachen und machten uns zu neunt auf nach Quetzaltenango einer Stadt im Westen Guates. Die zweitgrößte Stadt des Landes (ca. 40.000 Einwohner) wird hier eigentlich nur nach ihrem Mayanamen „Xela“ gerufen. Auf dem Weg dorthin wurde es im Camionetta, ausrangierten amerikanischen Schulbussen, um einiges guatemaltekischer. Sobald der Bus am Straßenrand gehalten hat und man den Namen der Stadt, den der Assistent den Busfahrers unablässig schreit verstanden hat, muss alles schnell gehen. Den Rucksack ab auf’s Dach und rein in einen völlig überfüllten Bus. Wenn man dann denkt, dass der Bus auf keinen Fall noch mehr Menschen fassen kann, kommen die nächsten zehn Fahrgäste herein. Anschließend boxt sich der Assistent des Busfahrers durch die Reihen. Hinten angekommen, klettert er dann hinten raus, erklimmt über eine Leiter das Dach und steigt vorne wieder in den Bus. Während der Fahrt. Nice. Das kann nun sehr viel Spaß machen oder das Gegenteil aber dazu vielleicht später mal mehr.

In Xela stiegen wir im grandiosen Hostel Casa Argentina ab, welches das beste (und erste) Dorm für 25 Quetzales (ungf. 2,50 Euro) bot, welches ich je hatte. Es ist ebenfalls die Basis der Quetzaltrekkers, welche günstige Trips durch die umliegenden Berge organisieren und den Erlös der Führungen an lokale Projekte spenden. Für uns ging es jedoch nicht mit den Quetzaltrekkers, sondern mit unserem Führer Tino samstags zur heiligen Lagune Chikabal, einem erloschenen Vulkan, welcher heute von einem See gefüllt, ist welcher in der Mayakultur eine heilige Stätte darstellt. Tino ist ehemaliger Guerillero zu Zeiten des Bürgerkriegs in Guatemala und erzählte uns am Lagerfeuer von seinen Erlebnissen im Krieg und kochte für uns Reis und Nudeln auf Guerilla Art.

Doch davon bald ein wenig mehr.

Heute ist nun mein erster Tag im Projekt „Los Patojos“ zuende gegangen. Es ist nun 22.00 Ortszeit (6.00 in Deutschland) und ich bin fertig wie ein Lachsbrötchen. Das Projekt ist ein Ort an den Kinder nach der Schule einkehren. Sie kriegen dort wenn sie möchten erstmal eine Mahlzeit und eine Schmusestunde mit dem Haushund Libertad. Danach bieten wir Hausaufgabenbetreuung und generell Beschäftigung über den Nachmittag in einem Dorf in dem Angebote für Kinder und Jugendliche eher rar gesät sind. Es sind knapp 120 Kinder und ein gutes Dutzend Jugendliche, welche ab heute um mich herumschwirren und mich mit ihrem schnellen Genuschel auf Spanisch völlig verwirren werden. Die Kinder treffen sich hier an einem recht engen Ort und finden sich nach dem Essen á 30 in kleinen Salons zusammen. Entgegen dieser Vorstellung sind die Kinder disziplinierter als ich es erwartete und das Arbeiten mit ihnen macht ehrlich Spaß. Im nächsten halben Jahr werde ich nun jeden Tag um 13.00 unser Haus verlassen und die zwei Blocks herüber zu Los Patojos (dt. „Die Kleinen“) und dort hoffentlich einige schöne Projekte mitgestalten und betreuen, welchen ich hier noch ein wenig mehr Platz einräumen möchte, wenn ich nicht ganz so geschlaucht bin.

Mal sehen was passieren wird – a ver que tal….

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